Horst Pukallus: Tango is a Virus


Am Anfang stand eine Einladung zu einem Meeting der RuhrCity-Sozialethikkommission. Eine so artifizielle und inhomogene Kopfgeburt wie RuhrCity braucht natürlich eine eigene Sozialethikkommission. Sie dürfte ungefähr ähnlich nützlich sein wie ein Säulenheiliger. Jedenfalls hatte ich durch meine Monografie Grundzüge einer erotischen Ethik der Raumfahrt ihre Aufmerksamkeit erregt. Doch offenbar kannte man nicht meine Biografie. […] Da saßen sie also im Gremium, die Vertreter dreier Generationen, die seit Anno Tobak kein Vorbild mehr hervorgebracht hatten, und diskutierten, was sage ich?, debattierten in ihrem elaborierten Akademikerjargon die Problematik der Delinquenz. Was anstellen mit Schwerstsexualstraftätern, die gegen jede Therapie, selbst hormonregulative Pharmazeutika, resistent sind, keinerlei Einsicht zeigen, die auf Lebenszeit in Hochsicherheitsgefängnissen einsitzen und aus diesem Grund jährlich Summen kosten, die dem monetären Aufwand für die im vergangenen Jahr gestartete Jupiter-Expedition gleichen?

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© Horst Pukallus: Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer. Seit den späten 1960er Jahren veröffentlichte er Kritiken zur SF-Literatur, vor allem in der Zeitschrift Science Fiction-Times. 1974 erschien seine erste Erzählung Interludium. Es folgten u.a. die Story-Sammlungen Die Wellenlänge der Wirklichkeit (1983) und Songs aus der Konverter-Kammer (1985), die Pukallus als einen der vielseitigsten und intellektuell versiertesten deutschsprachigen Genre-Autoren seiner Generation etablierten.

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© Eric Dearnley geboren 1994 faszinierte sich schon seit seiner Kindheit für Hörspiel, Hörbücher und das Synchronsprechen.
Seit 2015 spricht er auch selbst und um sich stetig als Sprecher weiter zu entwickeln besuchte er bereits Sprecherkurse, absolvierte ein zweiwöchiges Praktikum im Tonstudio und nimmt seit 2015 Gesangsunterricht.