Helmuth W. Mommers: Ruhe in Frieden


91, Ich hasse Begräbnisse, habe sie immer schon gehasst. Erst recht, wenn sie an einem feuchtkalten Novembertag stattfinden, bei Nieselregen. So wie heute. Da steht man dann, die Schultern hochgezogen, die Linke mit dem Regenschirm angewinkelt, haucht Kondenswolken und betet, der Geistliche möge mit den Lebenden Erbarmen haben und sich kurz fassen, bevor die Pfützen rund um das dünne Schuhwerk die Beine hochklettern. Wie Raben mit angelegten Flügeln schart sich die Trauergemeinde um den Sarg des Verblichenen, das Antlitz fahl angesichts des Todes, die Gedanken schwer vor Gram – oder Angst um das eigene kreatürliche Dasein, während der einsetzende Hunger die Gedärme verknotet. Endlich! Das Amen besiegelt die Zeremonie, befreit schöpft man aus dem Erdreich und lässt einen Abschiedsgruss auf den Sarg plumpsen. Nichts für mich.

—-

Auf Soundcloud anhören

—-

© Helmuth W. Mommers Geboren 1943 in Wien. War als Autor, Illustrator (arol), Übersetzer, Literaturagent, Redakteur von „Pioneer“ und Herausgeber von bahnbrechenden Anthologien einer der ersten Allrounder der deutschen SF&F-Szene und gilt als einer ihrer Pioniere. 1966 emigrierte er in die Schweiz und ergriff dort einen kaufmännischen Beruf. Nach einer Karriere als EDV-Fachmann war er als selbständiger Unternehmer bis 1999 im Einzelhandel tätig. Danach ein Leben auf Mallorca; seit 2017 wieder in Wien – und frönt, nach einer Pause von 36 Jahren – wieder aktiv seiner Leidenschaft: der Science Fiction. Mitbegründer von NOVA. Herausgeber der VISIONEN. Story-Redakteur von SPACE VIEW und Autor, dessen Erzählungen auch in den USA, Spanien, Italien, Frankreich, Griechenland, Kroatien, Rumänien, Ungarn, Russland und Japan erschienen sind. Mehrfach sowohl für den Deutschen Science Fiction-Preis als auch für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert, erhielt er letztere Auszeichnung für sein Engagement für die deutschsprachige SF-Kurzgeschichte. Im Jahr 2011 eröffnete er die Bibliothek der fantastischen Literatur VILLA FANTASTICA in Wien, für deren Gründung er in der Folge sowohl mit dem Kurd-Laßwitz-Preis wie auch mit dem Deutschen Fantasy Preis geehrt wurde.
https://helmuth-wmommers.jimdo.com/
—-

© Werner Wilkening Vor gut zwanzig Jahren begann er seine Karriere als Märchenerzähler, auf einem belebten Weihnachtsmarkt. Hat davor und zwischendurch und mittendrin als Schauspieler gearbeitet. Hat begonnen, Grimms Märchen, also: die echten, aufzunehmen, um sie als CD zu verteilen. Schließlich, 2001, als er das erste, echte Hörbuch eingelesen hat: „Die 13 ½ LEBEN DES KÄPTEN BLAUBÄR“ – leicht gekürzt auf 13 ½ Std. und exklusiv für seinen Kumpel Gibby (damals 6 Jahre alt). Darauf folgten viele andere Geschichten, die er auf CD schrieb; und damit beglückte er nicht nur die bucklige Verwandtschaft (wenig begeistert), auch gute Freunde und Bekannte. Dann wollte er mehr! Du hast eine gute Stimme; etwas Bessres als den Tod findest du überall! Und da fand er das Hoerspielprojekt.de // Der Rest ist Geschichte. Hörspiel ist Schauspiel mit geschlossenen Augen.
http://www.wernerwilkening.de/