Michael Marrak: Ein Schattenmärchen


Seid gegrüßt, Kinder. Folgt meiner Stimme. Keine Angst vor dem Rauch, er verhüllt die Wirklichkeit und vertreibt die lästigen kleinen Blutsauer. Ihr findet mich dahinter. Seid leise und gebt Acht beim Klettern, das Gestein ist locker und seine Kanten scharf. Nehmt eure Jungen auf den Rücken, seid behutsam und zügelt eure Gedanken. Kommt näher, ich will eure Gesichter sehen. Schart euch dicht ums Feuer, denn meine Stimme ist wertvoll. Ich muss euch etwas über die Gefallenen erzählen – und euch warnen. Tretet heran, doch denkt nicht an Gott oder die Erlösung, denn das sind die Gedanken, die sie als erstes hören – und die sie zu euch führen … Niemals dürfen sie mich hier unten bei euch finden. Niemals!

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© Michael Marrak wurde am 5. November 1965 im tauberfränkischen Weikersheim geboren. Er studierte Grafik-Design in Stuttgart und trat zwischen 1989 und 1996 als Autor, Illustrator, Herausgeber und Anthologist in Erscheinung. Nach mehreren Jahren als freier Illustrator widmet er sich seit 1997 vornehmlich dem Schreiben. Übersetzungen seiner Texte erschienen in Frankreich, Griechenland, Russland, China, Ungarn und den USA. Seine Romane, Erzählungen und Grafiken umfassen ein breites Spektrum aus Phantastik, Horror, Thriller, Science Fiction und Magischem Realismus. Nach drei Phantastik-Buchveröffentlichungen im Lübbe-Verlag folgte 2008 im Ravensburger Buchverlag der Jugendroman „Das Aion – Kinder der Sonne“. Von Mitte 2006 bis Anfang 2012 war Michael Marrak im Hannoveraner Entwicklerstudio Reakktor Media verantwortlich für das Story-Development und Game-Design des im Frühjahr 2011 erschienenen SF-MMOs „Black Prophecy“, dessen Hintergrundgeschichte er seit 2005 entwarf. Ende 2018 erschien als Hardcover-Schmuckausgabe der Roman „Der Kanon mechanischer Seelen“, dessen erste vier Kapitel zwischen 2012 und 2015 als Forsetzungsnovellen im Science Fiction Perdiodikum NOVA veröffentlicht wurden. 2018 erhielt Michael Marrak für „Der Kanon mechanischer Seelen“ den renommierten Phantastik-Literaturpreis SERAPH in der Kategorie „Bester Roman“. Der Autor lebt und arbeitet als freier Schriftsteller und Illustrator in Schöningen am Elm, der ältesten Stadt Niedersachsens und selbsternannten „Stadt der Speere“.
Im Netz: www.marrak.de

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© Alexander Christian Senf, 1982 im ehemaligen Karl-Marx-Stadt geboren, ist als freiberuflicher Sprecher und Produzent in Leipzig tätig. Wenn er gerade mal nicht an (zumeist virtuellen) Reglern dreht oder nach Sauerstoff japsend in Sprecherkabinen verweilt, trifft man ihn zumeist auf seinem Rad in der Sonne – oder doch in dunklen Proberäumen mit anderen zwielichtigen Gestalten beim Musizieren. Das alles aber nur, wenn ihn nicht gerade die nächste, suchtauslösende Superserie auf die Couch fesselt. Denn eines ist er definitiv: Süchtig nach Geschichten!
Im Netz: senfspricht